AUS DER GESCHICHTE DES KANU-CLUB MEHLEM von 1928
Wir schreiben den 29. Februar 1928.
Siebzehn Mann erhoben sich im Restaurant „Rheinlust“ von ihren Stühlen, ließen ein dreifaches „AHOI“ erschallen und nahmen einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas. Der Kanu-Club Mehlem war gegründet. Die Ziele des Vereins waren Kanuwandern und Pflege der Geselligkeit.
Rheinfahrt – 1932
Bereits am 01.05.1929 richtete der Kanuclub eine Jugendabteilung ein. Von Emanzipation der Frauen konnte damals noch keine Rede sein. Sie konnten zwar Mitglied werden, aber nur zu den Bedingungen der inaktiven Mitglieder. Bei Versammlungen wurden die Frauen durch den 1. Vorsitzenden vertreten.
Was das Vereinsleben angeht, gab es damals recht strenge Regeln. Mitglieder, die unentschuldigt bei einer Versammlung fehlten, mussten eine Strafe von 0,50 Reichsmark bezahlen. Das war bezogen auf den Mitgliedsbeitrag von 2,25 Reichsmark/Monat eine hohe Summe. Auch die Teilnahme am An- bzw. Abpaddeln war Pflicht und das Fehlen wurde ebenfalls mit einer Geldstrafe geahndet. Von derartigen Regelungen kann der heutige Kassenwart nur träumen.
Schon 1929 begann man mit dem Bau eines Bootshauses auf dem Grundstück hinter dem heutigen Weinhäuschen in Mehlem. Dies war das Domizil des KCM bis 1991.
1934 hatte der KCM bereits 29 Mitglieder. Auf staatliche Anordnung hin gab es statt der Deutschen Kanuverband-Ausweise (DKV-Ausweise) nun so genannte Strompässe.
Lahntour / Pfingsten – 1935
1935 mussten die Vereine ihre Satzungen den Bestimmungen des Reichssportführers anpassen. Was sich mit der Einführung der sog. Strompässe bereits andeutete, wurde 1937 noch deutlicher. Es durften keine DKV-Embleme mehr gezeigt werden und es fand eine Gleichschaltung der Vereine statt. Nun gehörten zum Programm des Kanu-Clubs auch politische Themen und Berichte von Parteitagen der NSDAP. Die Kanutinnen und Kanuten mussten beträchtliche Einschränkungen der sportlichen Aktivitäten hinnehmen. So waren 1939 z.B. nur noch Paddeltouren in der Nähe des Bootshauses erlaubt. Trotzdem fanden noch Wettkampfveranstaltungen statt, an denen auch der KCM erfolgreich teilnahm. So belegte Matthias Schäfer 1941 bei einer Regatta auf der Sieg den 2. Platz.
Gegen Ende des Krieges wurde das Bootshaus aufgebrochen und beschädigt; doch noch tragischer war, dass auch alle Boote gestohlen waren. Eine Vermutung sagt, dass sich zurückziehende Soldaten damit über den Rhein gerettet haben. Doch schon 1946 sammelte sich der Verein neu. Man stand wieder am Anfang und trotz der schlechten Zeit ging es schnell bergauf.
Die erste Mitgliederversammlung nach dem Krieg fand am 31.01.1946 statt. Es nahmen bereits wieder 25 Mitglieder daran teil. Wenn man bedenkt, dass von den 48 Mitgliedern, die dem KCM 1942 angehörten, im Krieg 13 Mitglieder gefallen sind oder als vermisst galten, dann sind 25 Teilnehmer sicher eine große Zahl. Der Verein war zwar noch nicht durch die zuständige britische Militärbehörde wieder zugelassen, aber dennoch wurde 1947 schon wieder gefeiert. Zur Nikolausfeier musste jeder Brot- und Zuckermarken mitbringen. Damit der Saal auch gemütlich warm wurde, brachten die Mitglieder auch Brennmaterial für die Saalheizung mit.
Trotz der schwierigen Bedingungen – Gewässer innerhalb der französischen Zone durften nur mit Genehmigung der sog. Strompolizei in Koblenz befahren werden – entwickelte sich wieder ein Vereinsleben und die sportlichen Aktivitäten nahmen zu. Bereits 1948 wurde eine Wanderfahrt auf der Mosel und auf der Weser unternommen.
1949 wurde der DKV wieder zugelassen.
1951 wurde das beschädigte Bootshaus wiederhergestellt, welches nach einem erneuten Umbau rund 80 Booten Platz bot. Die Mitgliederzahl erreichte 1952 einen Stand von 52 Mitgliedern. Der Clubmeister erhielt in diesem Jahr als Preis eine lange Wurst; das war damals ein zeitgemäßer Preis
Der Bau des heutigen Bootshauses in Bonn-Mehlem ist eine Geschichte für sich. Es war eine lange Geburt, die 1980 begann und bis 1991 andauerte. Viele Vereinsvorsitzende haben sich an diesem Projekt die „Zähne ausgebissen“. Die Stadt Bonn hatte zuerst auf dem heutigen Gelände einen Sportpark „Genienaue“ geplant, der dann aber nicht realisiert wurde. Lange Zeit hatte der Kanuclub hier mit seinem Wunsch nach einem langjährigen Pachtvertrag kein Glück.
DER BOOTSHAUSNEUBAU
Bootshaus – 1992
Die Bebaubarkeit der Grundstücke rund um die Guntherstraße und den Frankenkeller war eines der schwierigsten Probleme. Schließlich wurde eine Baugenehmigung für ein Bootshaus erteilt; die Finanzierung und Bauausführung des Bootshauses in Fertigbauweise unter dem Vereinsvorsitzenden K.-F. Amendt realisiert. Am 14.09.1991 konnte schließlich unter dem Vereinsvorsitzenden Dr. Ulrich Nickel das Bootshaus eingeweiht werden. Seit dieser Zeit besitzt der Verein ein Haus am Frankenkeller 28 mit großem Bootslager und Clubraum Sehr viele Mitglieder haben sich am Aus- und Innenausbau beteiligt. Wenn man sich den Kanuclub heute ansieht, so ist der Bau auf wirklich lobenswerte Weise gut gelungen.
Entwicklung der Boote Die Entwicklung von Kunststoffmaterialien hatte natürlich auch Einfluss auf den Kanusport. Die Faltboote wurden immer mehr durch Polyesterboote verdrängt. Mit diesen Polyesterbooten konnten die Kleinflüsse problemloser befahren werden. Der Trend ging somit mehr und mehr zu den sportlichen Gewässern. Viele Mitglieder des KCM bauten sich ihre Polyesterboote selbst. Durch die zunehmende Motorisierung (auch der Kanu-Club schaffte in den sechziger Jahren einen Kleinbus und einen Bootsanhänger an) wurde auch der Aktionsradius immer größer. Die Kanutinnen und Kanuten des KCM entwickelten sich mehr und mehr zu Flusszigeunern, wie es auch im Vereinslied besungen wird.
Kurz- und Rodeoboote beherrschen heute das Bild, wenn man Fotos von Wettkampfveranstaltungen sieht. Langboote aus Kunststoff werden dagegen bei Fahrten z.B. auf der Nordsee oder auch auf dem Rhein für lange Strecken benutzt. Die Materialien heißen heute HTP und PE und unterscheiden sich auch in der Art der Herstellung, je nachdem ob die Boote geblasen oder rotierend in eine Form gepresst werden. Eines haben alle neuen Kunststoffboote gemeinsam: Sie sind ziemlich robust und vertragen den einen oder anderen Schlag ohne gleich kaputt zu gehen. Die Kurzboote haben den Vorteil, dass sie auf Wildwasserstrecken wendig um Hindernisse zu lenken sind. Die Langboote besitzen einen geringen Wasserwiderstand und gleiten wunderbar auf längeren Strecken relativ sicher dahin.
Gewandelt aber hat sich auch der Kanusport selbst. Früher war es ein „Saisonsport“.- Man paddelte mit Faltboot, Badehose und Zelt stromauf oder hängte sich an Schiffe, um „ferne“ Ziele wie Mosel, Lahn oder Donau zu erreichen. Heute wird das ganze Jahr über gepaddelt, auch im Winter. Neopren-Kälteschutzanzüge gestatten die Befahrung von Kleinflüssen und Wildwasser. Diese Flüsse haben oft nur im Herbst oder im zeitigen Frühjahr durch Regen und Schneeschmelze den notwendigen Wasserstand. (Deshalb löst Regen bei Kajakfahrern heutzutage kein langes Gesicht aus, sondern eher Freude: „Wasser, da können wir ja paddeln!!!“)
Der KCM heute: Der Kanu-Club Mehlem ist heute ein Verein, in dem neben dem Hauptzweck Kanu- und Kajakfahren ein reges Vereinsleben stattfindet: z.B. Teilnahme an Karnevalsveranstaltungen, Messebesuche (Die Boot in Düsseldorf), Durchführung verschiedener eigener Veranstaltungen.
Das Kanuwandern wird heute in Tagesfahrten in der Nähe unseres Standortes praktiziert, z.B. bei Fahrten auf der Sieg, Ahr, Lahn, Agger und immer wieder auch auf unserem Hausfluss, dem Rhein. Andere Kanuclubs müssen manchmal weit fahren, bis sie überhaupt mal ein Boot aufs Wasser setzen können. Wir haben unser Gewässer direkt vor der Haustür. Unsere Touren umfassen 10, 20, 30, sogar 40 Kilometer und mehr – je nachdem, was der jeweilige Fluss hergibt. Die Pflege der Geselligkeit wird heute durch Lektionen in Paddeltechnik für Interessierte, Fahrten am Wochenende und das kameradschaftliche Miteinander ergänzt. Jeder, der das Paddeln erlernen will, braucht Hilfe von anderen Kajakfahrern. So gehört neben der Paddeltechnik das „Wasserlesen“ (wie deutet man die Reaktion des Wassers) auch die psychologische Unterstützung dazu. Und die kann man am besten annehmen, wenn die „alten Hasen“ von ihren Erfahrungen berichten. Dann ist das Kentern (wenn es denn passiert) nur halb so schlimm und die anfangs „langen Fahrten“ werden erträglich (wirklich lang sind manchmal nur die Arme. Anmerkung der Redakteurin).
Das eindeutige Fazit der Könner lautet: Paddeln kann man nur lernen, wenn man es selber macht!
Das An- und Abpaddeln wird heute noch aus Tradition veranstaltet. Solche Traditionen fördern die Gemeinsamkeit und machen Freude. Feste Bestandteile unseres Jahresprogramms sind die Neujahrsfahrt auf dem Rhein, die Karnevalsfahrt in die Ardennen, Wildwasserfahrten nach Bayern, Österreich, Frankreich oder Italien, die Pfingstwanderfahrt nach Luxemburg oder Belgien, Spätsommer- und Herbstwanderfahrten in die Lüneburger Heide.
Unser Wildwasser-Trainingscamp in Hüningen/Rhein im Elsass endet immer mit einer anschließenden Erholungsfahrt auf einem reizvollen Fluss. Rennsport wird beim KCM nicht an erster Stelle betrieben. Die Jugendabteilung und einzelne Mitglieder nehmen aber an verschiedenen Wettkampfveranstaltungen teil.
Im Vordergrund stehen beim Kanu-Club Mehlem (KCM) gemütliches Wasserwandern im Familienrahmen oder das Befahren von Kleinflüssen und Wildwassern. Wir treffen uns fast jeden Sonntagmorgen am Bootshaus, um Flüsse in unserer Umgebung zu befahren.
Wir über uns:
Für Kanu-Neulinge und Jugendliche (siehe auch Kanujugend) stehen in unserem Verein mehrere ausgebildete Übungsleiter und die Jugendwarte zur Verfügung. Zu bestimmten Terminen haben diese die Möglichkeit, sich unter fachkundiger Aufsicht im Remagener Schwimmbad mit dem nassen Element und dem Boot vertraut zu machen. Mit Unterstützung des Landessportbund (LSB) NRW wurden Vereinsboote angeschafft, damit die „Neuen“ den Paddelsport kennen lernen und ausüben können, bis sie ein eigenes Boot besitzen.
Unser Bootshaus bietet viele Möglichkeiten sich in unserem Verein wohl zu fühlen: Wir können feiern, viele Mitglieder bewirten, eine Menge Boote unterbringen, rundherum das Gelände zum Spielen und Obst ernten nutzen und auch unsere Autos in Ruhe parken. Der Weg zum Rhein ist kurz, ein Bootswagen erleichtert den Transport der Boote vom und zum Wasser. Befreundete Kanuclubs lassen sich gelegentlich bei uns nieder. Ist der Weg auf dem Wasser zu lang, kann sogar bei uns übernachtet werden. Alles in allem eine runde Sache.
Freitag Abend ab 20.00 Uhr ist immer Clubabend, an dem man die eine oder andere drängende Frage beantwortet bekommen kann.
Wer sich hiervon angesprochen fühlt – sei herzlich willkommen – wir freuen uns auf Sie/Dich.